LASS MIR ZEIT, ES SELBST ZU TUN

Mir ist es ein großes Anliegen, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, all ihre Sinne gleichermaßen reifen zu lassen. In der heutigen Zeit geht es oftmals darum, die kognitiven Fähigkeiten zu fördern und elementare Grundlagen, wie Gleichgewicht halten, den eigenen Körper wahrnehmen oder winzige Dinge zu fühlen, werden vernachlässigt. Ich biete im Alltag vielfältige Anregungen für alle Sinne an. Ich benutze duftende Öle um Hände und Füße einzureiben, die Kinder fühlen im Garten den Matsch, das zarte Gras, durch das wir natürlich barfuß laufen oder riechen und schmecken, was uns die Natur im Jahreslauf anbietet. Wir lauschen den Stimmen der Vögel oder dem Summen der Bienen. Das Körpergefühl können die Kinder beim Spiel im Garten mit seinem vielfältigen Angebot erleben und im Haus auf selbstgebauten Kletterparcouren oder bei Kreis-und Bewegungsspielen trainieren.
Ich biete den Kindern vor allem meine Aufmerksamkeit und Zeit an, damit sie in ihrem Tempo reifen können. Ein gesund entwickeltes Kind bestimmt den Zeitpunkt selbst, wann die Zeit zum Laufen gekommen ist. Es wird von allein die helfende Hand loslassen und dann auch sicher laufen und klettern. Zu schnelles Laufen an der Hand oder Hineinsetzen in ein Gehfrei, zu frühes Setzen auf das Lauf-oder Dreirad sind für die Entwicklung eher hinderlich und beschränken das Kind in seiner Selbstwirksamkeit.
Ebenso gibt ein Kind von sich aus Signale, wann es Zeit ist, um auf die Toilette oder das Töpfchen zu gehen. Zuerst einmal muss es rein körperlich dazu in der Lage sein, die Ausscheidungen zu spüren und selber zu beeinflussen und dann muss es auch seelisch dazu bereit sein, die eigenen „Produkte“ loszulassen. Hierzu bedarf es Zeit und Geduld und ein gutes Gespür für die Signale des Kindes. Ich bin gerne bereit, den Kindern diesen Raum zu geben und mich von ihnen an die Hand nehmen zu lassen.
Das Freispiel nimmt im Tagesablauf einen großen Raum ein. Im Spiel hat das Kind die Möglichkeit, Gefühle und Erlebtes zu verarbeiten. Es lernt im Rollenspiel gesellschaftliche Regeln, kann sich ausprobieren und Erkenntnisse gewinnen. Ich gebe den Kindern Zeit und Raum, um in ruhiger Atmosphäre Selbstwirksamkeit zu erfahren, zu der es von mir ermutigt wird.
Gerne unterstütze ich die mir anvertrauten Kinder dabei, Ihr „Ich“ zu entwickeln. Erst wenn die Kinder wissen, dass sie eine eigenständige Persönlichkeit sind, können sie sich mit ihrem Gegenüber auseinandersetzen. Dazu gehört es, dass es Streitigkeiten um ein Spielzeug oder auch körperliche Auseinandersetzungen unter den Kindern gibt. Meine Rolle ist es nun, die Bedürfnisse der beteiligten Kinder zu achten und nicht zu verurteilen. Ich spiegele die Gefühle und leite sie an, selber Lösungen zu finden. Dieses gelingt auch schon mit sehr jungen Kindern. Die Kleingruppe bietet den Kindern ein überschaubares und geborgenes Übungsfeld vom Ich- zum Du- zum Wir.